Sehr geehrter Herr Siedler, liebe Frau Ganske,

Sie werden nicht antworten, um damit einer Publikation im Internet zu entgehen ? !
Das ist Ihre Entscheidung. Sie ist so gut gemeint, wie durchdacht und ebenso naiv ! Und nicht nur das.- Sie ist auch Augenwischerei und, als Vorbild, untauglich, weil die Jungen ein Recht auf Rebellion haben . Lesen Sie bei Seneca nach ! Und nicht nur das: Sie dürfen sich auch den gesellschaftlichen „ gut gemeinten „ Ermahnungen verweigern. Das Argument „ Mobbing „ und „ Terror „ soll sie an der Leine halten, aber wie wollen Sie das denn praktisch zustande bringen ?
Darüber später. Zunächst die rein technische Überlegung: Wie könnte man in unserer Zeit noch einer öffentlichen Fixierung entgehen ? Sie wissen genau, das ist unmöglich !
Die Werkzeuge zur Brandmarkung, Verfolgung und Markierung per Internet auf offener Straße,- und wo auch immer ,- sind längst geschärft und vorhanden, das wissen Sie doch ? Ein Sichtbarmachen aller Daten plus Grundhaltung eines Passanten ist eine Sache von Sekunden Bruchteilen und geschieht mitten uf der Straße mit dem Handy.
Wenn Sie, bzw die Eltern so ängstlich darauf bedacht sind, das Leben ihrer Kinder unter Verschlus zu halten, dann gibt es ja noch Platz unter der Erde, oder auf einem anderne Planeten, oder die Eltern erwirken ein radikales Handy- Entfernungs- Gebot. Eine gute Idee !
Und dann die Erweiterung:
Selbst, wenn die Schule und alle in ihr Lernenden und Lehrenden von schlechten Erfahrungen gebrandmarkt worden sind , ist der totale Selbstentzug als theoretische Konsequenz doch noch keine Garantie für künftig unbehelligtes Leben.
Was das Schreiben angeht, ist es nur schade. Ein Briefwechsel in Straßendeutsch, unserem zukunftstauglichen Kauderwelsch , völlig unzensierbar, hätte auch literarischen Wert.
Und die Literatur ? Wieviel Einsichtsreiches und Berührendes fehlte, wären da nicht die Briefe an Milena und Frau von Stein und und und vorhanden und manches neue, stolpernde Gestammel eben als Zeitsignal, – Wert an sich.
Heute das „ heuli „ der Frau, das „ trösti“ des Mannes ( Sascha Lobo ) plus Heirat und vorgekautem Ende, – was insgesamt wenig literarisch ist, aber trotzdem noch nach Publikum schreit, – das alles ist so, wie uns die Technologie formt. Ein Entzug all dessen klappt vielleicht noch in der Phantasie, aber nicht in Wirklichkeit.
Ihre schlechten Erfahrungen in Ehren,- aber, wollen Sie drauf sitzen bleiben ? Schlechte Erlebnisse, gute Konsequenzen, sagen Sie ? Wie unsichtbar sollten sich dann die machen, denen derzeit soviel Unrecht nicht nur aus der Luft, sondern auch von staatlicher, von unserer Seite geschieht , oder im Dritten Reich widerfahren ist ?
Ein amerikanischer Künstler malt mit Kreide Drohnenschatten auf Straßen und Menschen malen mit. Noch vor wenigen Monaten wurde , icht vorm platten Volk, sondern hinter verschlossenen Türen darüber diskutiert, ob man Drohnen, deren Waffen immer auch Priavtmenschen töten, überhaupt einsetzen darf. Und dann die Überlegung, ob IS Kämpfer und andere Kriegsbetreiber eventuell auch Menschen sind und ob Regierende etwa auch dazu gehören..
Von den Guttaten unserer Regierung erfahren wir, aber doch nichts Exaktes über Spitzeleien, Korruptionen, Waffenverkäufen. Wem sage ich das alles, Sie wissen es doch.
Ich finde es eine irreführende und darum falsche Botschaft, Schülern zu vermitteln,- wenn du dich möglichst wenig zeigst, oder eben nur das schöne Händchen gibst, dann lebst du gut und ungefährdet. So, genau so, war die Gesellschaft zu Hitlers Zeiten gestrickt. Unser Geschichtsunterricht hörte nach der Weimarer Republik auf !
Und denken Sie doch mal nach: Wie angepasst sollen sich denn die Menschen in Kriegsgebieten verhalten und in solchen Teilen der Erde, die klimatisch untauglich sind zum Überleben, damit man ihnen endlich Gutes tut ?

Was Sie sich aber wieder einmal klar machen sollten, ist, dass Ihre Schüler, die sich nicht zeigen sollen und trotzdem bis aufs Hemd und durchs Hemd hindurch gesehen, oder/und marketingmäßig, oder kontrollbedürftig vom Staat und vor allem von der Wirtschaft erfunden werden, – dass genau diese Jugendlichen vor allem bedürftig nach sich selber sind. Ihre Schüler sollten nur eins lernen: SICH SELBER ! Eigentlich wissen Sie das.
Ich sage, ob Sie selbst sich noch bemerken, oder nicht und ob sie es können oder nicht:
Sie sollten die Schmerzen eines Dauerselbstentzuges einmal zuerst brennend, und dann als Totenflecken auf Ihrer Haut spüren !
Sie als öffentliche Figuren mögen Ihre eigene Bedürftigkeit vergessen haben, aber es ist Ihre erste Pflicht, die Individualität Ihrer Schutzbefohlenen zu fördern ! Das heißt, ihrem Pionierdrang, ihrem Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung, allein, weil sie da sind, und ihrer Eigenart Vorrang geben.
Ihre Aufgabe müsste es sein, ihnen Strategien an die Hand geben, die ihnen ihre Individualität als Gegen- Kraft- und Genussmittel ausprägt und einsetzbar macht, samt Rücksichten gegenüber anderen Individuen selbstverständlich !
Kaum etwas anderes sollte auf Ihrem Lehrplan stehen.
Welchen „ Stoff“ haben Sie selbst denn aus Ihrer Schulzeit noch abrufbar ?
Vielleicht den von echt daseinsbedürftigen Leherern, wozu auch die leidenschaftlichen Forscher
gehören. Eine Grundhaltung, das ist der Stoff und nicht mehr. Wenn Schüler Startegiern zum Lernen an sich aus der Schule mitnehmen, reicht das völlig. Den Grundhaltungsinhalt Ihres liebsten Lehrers haben Sie als kompakte Kraftkugel in sich, nicht als in Einzelheiten zerpflückten Wikipediastoff, nehme ich an. So geht es mir auch.
Wir sind doch keine Autisten ? !
Ich habe Sie, Herrn Siedler auf einen Blick und Sie, Frau Ganske auch ohne lange Vorstellung ganz anders erlebt . Aber auch, wie soll ich sagen: Irgendwie… schüchtern, also sehr zurück genommen. Lohnt es sich, dafür zu leben ?
Keine Angst, -der Ausbildungsstoff kommt schon mit, sobald Menschen an erster Stelle da sein dürfen.
Das zuzulassen oder auszuhalten und dann auch noch zu förden, ist natürlich nicht leicht und schon lange nicht bequem ! .Sie wissen ja, dass Aldous Huxley uns Jetzige schon lange voraus gedacht hat und wusste, dass wir nur als Konsumenten oder Wärter oder Sklaven noch taugen und gefügig zu halten sind. Als Wissens- wie Lust- wie alles andere Konsumenten. Alles andere, was man uns andichtet zu brauchen, um wirklich am Leben zu sein.
Ist es da ein Wunder, dass Jugendliche ausrasten und zum Gewehr greifen, um all die Toten abzuknallen, die sie tot gemacht haben ? Genau dahin zu denken, wo es schmerzt, ist Hilfe zur Stelle, nämlich die Hilfe, die aus Ihnen selber kommt.
Oder glauben Sie, ich wollte Ihnen sagen, wie was geht ?
Ich weiß nur, was ich selber getan habe,
Während meines Studiums habe ich es abgelehnt, irgendeine Pädagogikvorlesung zu besuchen.
Ich wurde vor den Herrn Direktor zitiert, der mich aber irgendwie mochte.
Wie ich denn mein Examen hinkriegen wollte, hat er mich gefragt. -Mit dem, was ich kann, habe ich gesagt. Und dazu brauche ich keine langweiligen Pädagogikvorlesungen. Was und wie ich was meinen Schülern beizubringen habe, erfahre ich von denen. Wenn ich das nicht merke, bin ich als Lehrerin nicht zu gebrauchen. Ich habe dann eine Ersatz bieten dürfen, der aus mir selber kam und bin diesem Direktor heute noch verbunden.
Während der Abiturarbeit in Mathe habe ich für die anderen Apfelsinen geschält.
„Ach, sagte meine sehr geliebte Gemeinschaftskunde Lehrerin: „ Schreiben Sie doch pro forma wenigstens irgendwas hin. „ Ne, „ habe ich gemeint, das mache ich nicht. „ Jeder weiß doch, dass ich ( durchaus mit Komplexen ) kein Mathe kann und vielleicht auch nicht will.
Ich habe meine sechs dafür bekommen, aber insgesamt ein durchaus akzeptables Abitur geschafft. ( Danach gab es die Möglichkeit, Fächer abzuwählen. )
Und noch was :
In meiner privaten Musikschule habe ich, auch ohne Pädagogik im Terminkalender fünfunddreißig Jahre lang Kinder von klitzeklein an bis zum Abitur und einige bis ins Musikstudium unterrichtet. Wie könnte das anders sein, als mit einer Menge Auseinandersetzung, Liebe und Zutrauen.
Predigt beendet.
Im nächsten Jahr, vielleicht auch noch gegen Ende diesen Jahres, möchte ich die Gemeinschaftsteppiche gern bei uns und anderswo ausstellen.
Ich melde mich zu gegebener Zeit .
Ach, ich muss noch dies anmerken: Ich besitze einen Film , den ich, wenn es sich ergibt, einsetze oder auch nicht. Ich habe genug anderes Material.

Mit freundlichem Gruß und einer guten Erinnerung im Gepäck,

( Koppenbrink )

PS. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass kein Staat der Welt Wert auf mündige Bürger legt und
lieber brave Pflichterfüller erziehen lässt !

womencomefree-coopwalk-kairo-2012

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